Hochsensible sind einfach nicht schlagfertig. Am nächsten Tag fällt uns dann ein, was wir hätten sagen können. Warum ist das eigentlich so?

Schlafgertig sein tja...
Alle der Gruppe lachen wissend: ja.
Schlagfertig sind wir nicht.
Ich ärgere mich
nicht mehr so sehr.
Denn mein Gehirn macht mehr
aus den Reizen, die ich wahrnehme.
Wenn ich`s direkt könnte, dann käme
viel Kluges, Tiefes, Witziges dabei raus.
Einfallen tut es mir aber erst zu Haus.
„Ich bin einfach nicht schlagfertig. Am nächsten Tag fällt mir dann ein, was ich hätte sagen können. Aber in der Videokonferenz kann ich gar nichts sagen. Es ist, als ob ich erstmal alle Ideen
und Meinungen aufsauge. Und am nächsten Tag fällt mir dann soviel ein.“
Wie oft habe ich das so oder so ähnlich schon im Coaching gehört? Kennst du das auch?
Du unterhältst dich mit deiner Mutter und am nächsten Tag denkst du: Was für ein Quatsch. Da hätte ich doch sofort was sagen müssen.“
Oder du merkst am Abend, nachdem du mit einer Freundin verabredest warst, dass ihr das Thema, zu dem du gerade etwas sagen wolltest, gar nicht mehr fortgeführt habt.
Im Teammeeting wird vielleicht etwas beschlossen, alle nicken es ab und du merkst erst zwei Tage später, dass das keine gute Idee ist.
Hochsensible sind einfach nicht schlagfertig.
Oft ärgern wir uns darüber, weil wir denken, wir hätten es doch nur im richtigen Moment sagen müssen und nachher gibt es keine Möglichkeit mehr, ins Gespräch zu gehen.
Beides stimmt so nicht.
Schlagfertig sein und direkt in der Situation antworten, das wäre in unserer Vorstellung gut.
Wir können es in dem Moment aber noch gar nicht sagen, weil unser Gehirn die Reize noch nicht verarbeitet hat.
Wir hören zwar, was gesagt wird und antworten eventuell auch irgendetwas. Aber die tiefere Bedeutung, den Sinnzusammenhang haben wir noch nicht erfasst und das Gesagte noch nicht auf
Wahrheitsgehalt, Sinn, moralische Werte und so weiter und so weiter überprüft.
Die tiefere Verarbeitung des Gesagten passiert erst, wenn wir in Ruhe sind. Also nach der reizintensiven Situation, auf dem Rückweg, beim Einschlafen oder Duschen.
Und nicht nur das Gesagte, auch alle anderen Reize wie Blicke, Gesten, Gerede vom Nachbartisch, Gefühle, Geräusche, Gerüche und und und werden im Nachhinein verarbeitet.
Und dabei fällt unserem Gehirn noch ganz schön viel auf: Auslassungen, Lügen, Beleidigungen, Sinnlosigkeit, weitere Bedeutungen, Strukturen, Systeme, eigene Ideen, Erwiderungen, Ablenkungen,
Beziehungsmuster, … und das, was wir noch alles hätten sagen können oder müssen, wenn wir doch nur schlagfertig wären.
Hochsensible nehmen nun mal mehr Reize wahr und verarbeiten diese tiefer. Diese Verarbeitung braucht Zeit. Darum fallen uns die wichtigen, witzigen oder emphatischen Worte erst später ein.
Aber dann ist es dafür ja zu spät, oder?
Jein. Natürlich wäre es komisch, das gesamte Gespräch von gestern nochmal mit der Freundin zu analysieren und im Arbeitskontext wird vielleicht gefordert, dass ich mich im Meeting einbringe.
Aber, wenn es wirklich wichtig ist, haben wir in den allermeisten Fällen die Möglichkeit, im Nachhinein ins Gespräch zu gehen.
Wir können sagen: „Das, was du gestern gesagt hast, hat mich verletzt.“
„Ich wollte zu letztens noch sagen, dass … .“
Oder uns sogar trauen, im Job zu sagen, wie unser Gehirn funktioniert und dann sogar Anerkennung dafür bekommen, dass wir nach zwei Tagen unsere Ideen gut durchdacht zur Verfügung stellen.
Das ist dann eine große Bereicherung für alle.
Denn wir Hochsensiblen haben einfach mehr mitbekommen und es tiefer durchdacht!
Es lohnt sich auf jeden Fall unser Gehirn in seiner Funktionsweise besser zu verstehen. Und uns nicht selber dafür abzuwerten, dass wir nicht schlagfertig sind.
Möchtest du deine eigene Hochsensibilität verstehen, dann lass uns gern einen Termin vereinbaren.
Aus der Überreizung in ein reizvolles Leben!
Linnea
Praxis für Hochsensibilität
Linnea Fries-Carstensen
Heilpraktikerin für Psychotherapie
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